Donnerstag, 27. Februar 2014

Myanmar - Das goldene Land



      
Weiter geht es mit dem Südostasientrip. Das nächste Ziel war Myanmar. Einige kennen das Land vielleicht noch unter dem alten Namen Burma. Trotzdem bekommt man im Westen relativ wenig davon mit, was in dem Land so passiert. Das Land gehört zu den ärmsten der Welt (noch hinter einigen afrikanischen Staaten), hatte jahrzehntelange unter Bürgerkrieg und einer Militärdiktatur zu leiden und war lange Zeit vom Rest der Welt abgeschnitten. Ein Beispiel: Kürzlich habe ich gelesen, dass Coca-Cola so berühmt ist, dass es das Getränk überall auf der Welt gibt mit der Ausnahme von lediglich drei Ländern: Kuba, Nordkorea und Myanmar. Ich finde, das sagt schon einiges aus. Doch seit zwei, drei Jahren hat sich das Land geöffnet und die Zeichen für eine bessere Zukunft stehen gut. Es gibt viele Investitionen westlicher Länder und immer mehr Touristen strömen ins Land. (Selten habe ich so viele deutsche Touristen auf einem Fleck gesehen!) Mittlerweile gibt es sogar Coca-Cola ;) Ob ich die Investitionen gutheißen kann, weiß ich nicht. Noch ist das Land sehr ursprünglich, und ich habe Angst, dass vor allem die Natur unter einer möglichen Ausbeutung der Ressourcen zu leiden hat. Es war auf jeden Fall eine sehr prägende Erfahrungen für mich in ein derart armes Land zu reisen. Man sieht es den Menschen nicht an, die Leute leiden hier nicht unter Hunger und jeder legt sehr viel Wert auf sein äußeres Erscheinungsbild. Hinzu kommt das Lächeln eines jeden Burmesen, welches keinen unzufriedenen Eindruck erweckt. Die Menschen sind hier glücklich mit dem, was sie haben.  Doch wenn man sich die Stadt oder die Dörfer anschaut, weiß man, dass man in einem sehr armen Land ist. Mal abgesehen von Yangon wirkten die Häuser auf mich eher wie Hütten. Richtige Geschäfte gibt es kaum. Convience Stores, Lebensmittelläden, Souvenirgeschäfte usw. sucht man hier vergebens. Alles ist sehr einfach hier und oft habe ich Wasser auf der Straße gekauft. Fast überall sind die Straßen sehr verdreckt und verstaubt. Das hat mir ganz schön zu schaffen gemacht, durch die Stadt zu laufen. Wenn ich noch auf einem Pick-Up saß (eine Art offenes Taxi), bekam ich oft kaum Luft. Dieses Gefühl zu wenig Sauerstoff einzuatmen, kannte ich gar nicht. Gegessen wurde an der Straße auf kleinen Plastikhockern.



  
 














Und zurück zum Staub und Dreck: Die Tempel musste man immer barfuß betreten, also auch ohne Socken. Nun war der Boden dort auch immer dreckig, Vogelmist gab es hier und da und naja schon viele hunderte Menschen, die vor mir dort barfuß gelaufen sind. An Fußpilz denkt man in so Situationen besser nicht. Nach so einem Tempelbesuch waren meine Füße jedenfalls immer grau. In meinem Lonely Planet stand bei den Gesundheitsvorkehrungen, man solle nicht barfuß laufen. (Man könne sich dadurch irgendwelche Bakterien einfangen) Das kann ja wohl nur ein schlechter Scherz sein. Damit kann man das Sightseeing gleich abhaken. Also das Buch wieder zugeklappt, und nicht so viel nachgedacht.



Transportmittel

Richtige Taxis gibt es ein paar wenige, vor allem um vom Flughafen/ Busbahnhof in die Stadt zu kommen, doch das burmesische Taxi ist ein Pick-Up. Bevor ich es lange beschreibe, schaut euch einfach das Bild an.

 

Manchmal gab es eine Bank, manchmal auch nicht. Und dann setzen wir uns einfach hinten auf die Ladefläche und sind damit durch die Stadt. Einmal sind wir damit auch auf einen Berg hoch und hinuntergefahren und das war mal wieder eine bumpy ride. Ohne Gurt und viel zu schnell sind wir diesen Berg hochgerattert. Das gab einige blaue Flecken. Und ich musste mich mal wieder gut festhalten, damit ich nicht von der Bank falle. Der Pick-up war mal eine ganz neue Art von Transport. Natürlich ist man bei einem Unfall ziemlich verloren, doch wenn man das ignoriert, hat es unglaublich viel Spaß gemacht! Solch ein Transport hat sich so herrlich einfach und frei angefühlt. Nicht wie in Deutschland, wo alles bis ins kleinste Detail geregelt ist. Richtige Busse habe ich außer in der Hauptstadt eigentlich nicht gesehen, die Busse sehen dann so wie hier aus:



  



Ist der Bus voll, setzt man sich einfach aufs Dach. Wie viele Leute ich auf Auto- oder Busdächern in dieser Woche gesehen habe ;))) Wir sind auch einmal mit so einem einheimischen "Bus" gefahren. Das war ganz schön abenteuerlich. Und die Menschen haben sich sehr amüsiert über uns ;) 

Von Stadt zu Stadt sind wir mit dem Bus gefahren und die Busbahnhofe waren ziemlich heruntergekommen.



Die Menschen

Wie ich bereits erwähnt habe, lächeln die Burmesen immer. Oft haben sie mir zugewunken. Und sie haben sich so gefreut, wenn man zurückwinkt. Mit Englisch kommt man hier nicht so weit, doch die Leute haben sich stets bemüht, uns zu verstehen. 90% oder vielleicht noch mehr der Leute tragen einen traditionellen Rock, den Longyi, auch die Männer. Da ich diese so hübsch fand, habe ich mir auch einen gekauft und ganz stolz getragen. Die Menschen haben sich immer gefreut, wenn sie mich mit dem Rock gesehen haben ;) Was ich jedoch nicht so toll fand, ist das Kauen von Betelnüssen. Die meisten Männer waren immerzu am Betelnusskauen, von dem der Mund rot wird, und ich meine blutrot. Zusätzlich verklebt der Mund auch noch. Wenn nun jemand seinen Mund geöffnet hat, war das schon wirklich eklig. Es sah aus, als würden die ganzen Zähne jeden Moment ausfallen und richtig sprechen konnte die Person auch nicht, da der Mund so verklebt ist. Also ganz furchtbar fand ich das :) Davon konnte ich aber kein Bild machen. Wen es interessiert, kann ja mal googeln ;) Was mir ebenfalls negativ ausfiel, sind die vielen Kinder, die im Hotel oder im Restaurant arbeiten. Trinkgeld konnte ich zwar geben, doch es tat mir so leid! Diese Kinder sollten lieber in die Schule gehen. Einmal fragte ich in der Hotelrezeption nach, ob mir jemand beim Heruntertragen meines Koffers helfen könnte. Kein Problem hieß es. Doch bevor ich hochgehen konnte, um mit anzupacken, kam schon ein Kind mit meinem 20 kg schweren Koffer aus dem zweiten Stock. Selten habe ich mich in meinem Leben so geschämt, wie in diesem Moment! Hätte ich den Koffer doch lieber selbst hinunter getragen. Das arme Kind tat mir so leid :((
















Warum Myanmar wohl noch nicht wirklich im 21. Jahrhundert angekommen ist

Gerne hätte ich die Hotels schon vorher gebucht. Doch das ging leider nicht. Hostels gibt es gar nicht und die Hotels, die im Reiseführer empfohlen werden, haben keine Homepage. Auch keine Emailadresse. Auf den typischen Online-Buchungsplattformen konnte ich auch nur 5-Sterne Hotels finden. Auch Googeln brachte nichts. Ich konnte einfach kein Hotel buchen. Also sind wir einfach hin und haben uns vor Ort ein Hotel gesucht. Und dann wurde mir auch klar, warum ich vorab nicht buchen konnte. In den Hotels gab es keine PCs. Da muss man sich erstmal vorstellen. Keine PCs. Und das war nicht nur im Hotel so. Auch am Flughafen oder am Busbahnhof gab es keine, Flugtickets wurden mit der Hand beschrieben. Einmal wollte mir ein Hotelbesitzer eine Nummer geben und suchte in seinem Telefonbuch, in einem Telefonbuch aus Papier. Das war für mich alles so ungewohnt. Anrufe gingen manchmal nicht, und wir sollten es an darauffolgenden Tagen nochmals probieren, da dann vielleicht die Leitung wieder ginge. Strom und Wasser sind manchmal ausgefallen. Das ist besonders blöd, wenn man einfach nur die Hände waschen möchte (da hier alles so dreckig ist). Auch auf dem Flughafen gab es mal kein Wasser und kein Strom. Die Klospülung funktioniert dann natürlich auch nicht. Nun werde ich es in Deutschland zu schätzen wissen, dass wir immer und überall Strom und (sauberes, heißes) Wasser zu Verfügung haben. Das ist alles andere als selbstverständlich.  Die "Hotels" waren übrigens sehr basic. Ich habe hier mal ein paar Fotos von dem schlimmsten gepostet.
 

 

 
 



In Mandalay sind wir auf den Mandalay Hill gestiegen, von dem man aus einen tollen Blick über die Stadt und das Umland hat. Doch für die zweitgrößte Stadt des Landes war die Stadt ziemlich klein und um diese herum nur Felder. Dass Myanmar noch ein Agrarland ist, habe ich spätestens gemerkt, nachdem ich Rinder oder Wasserbüffel gesehen habe, die vor einen Wagen gespannt waren, um das Feld zu pflügen (?) Ich kenne mich da gar nicht so aus. Aber das war ein sehr seltsamer Anblick.

 

Internationale Bankautomaten gibt es im Land nicht, daher muss man genug bei der Einreise mit einführen. Doch ich bin zuversichtlich, dass sich das bald ändern wird, da ich schon Werbeplakate a la "Willkommen Mastercard" gesehen habe. Der burmesische Kyat ist fast nichts wert und daher habe ich für 400 USD ein ganzes Bündel voller Geldscheine bekommen. Da das unmöglich in meinen Geldbeutel passte, gab mir die Frau von der Bank eine Plastiktüte. Eine Plastiktüte voller Geld also...



 

Essen

Davon kann ich diesmal nicht viel berichten, da das Essen nicht so der Hit war. Die hygienischen Bedingungen waren ja nicht die besten und so aßen wir auch nicht so oft. Einen Supermarkt, in dem man sich etwas kaufen kann, gibt es ja nicht, daher hatte ich öfter mal Hunger in dieser Woche. Einmal bin ich im Hotel im an einigen Bananen vorbeigelaufen und ich hatte so Hunger, dass ich einen Moment lang überlegt habe, mir eine zu nehmen. Aber mein schlechtes Gewissen hat es mich bleiben lassen. Aber ich war geschockt von mir selbst, so einen Gedanken überhaupt zu haben. 

Yangon

Leider hatten wir nur einen kurzen Nachmittag in Yangon und diesen nutzen wir um die berühmte Shwedagon - Pagode zu besuchen. Diese war wirklich wunderschön und total beeindruckend.

 

Mandalay

Die Stadt selbst ist eine alte Hauptstadt und ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge zu nahliegenden anderen ehemaligen Hauptstädten wie Amarapura, Inwa und Sagaing. Man kann hier und in den vorher genannten Städte unzählige wunderschöne Tempel besichtigen. Ein besonderes Highlight ist der Palast von Mandalay. Mit Gold hat das alte Königreich nie gespart!

 

 

 

 


 
 
  
Bagan

Vor ca. 1000 Jahren war Bagan die Hauptstadt des Reiches. Leider existiert diese heute nicht mehr. Doch die Tempel sind über all die lange Zeit erhalten geblieben und gehört heute zu den antiken alten Hauptstädten der Welt. Das ist wohl auch die größte Attraktion Myanmars. Mitten im Nirgendwo sind hunderte von kleinen und großen Tempel zu finden. Mit dem E-Bike konnten wir diese zwei Tage erkunden. Es war einfach super!
 

 
  




  

Inle Lake
 
Ein schöner Ort, um Natur zu genießen und schwimmende Gärten zu sehen.  Hier war es sogar noch ländlicher als in Gegenden, in denen wir davor waren.
 

  

 
 




Aung San Suu Kyi

Bei unserer Abreise hatten wir noch ein sehr interessantes Erlebnis. Als wir am Flughafen ankamen, wartete eine große Menschenmenge davor. Sie erzählten uns, das Aung Sann Suu Kyi hier gleich landen würde. Sie ist die berühmteste Person der Demokratiebewegung, die Hoffnungsträgerin des Landes und Friedensnobelpreisträgerin und zurzeit die wohl bekannteste Person Myanmars. Ich bekam von den Menschen ein Fähnchen der demokratischen Partei in die Hand gedrückt. Wir wollten sie unbedingt sehen. Und da der Flughafen sehr klein war (kleiner als der Mannheimer Hauptbahnhof) konnte das ja wohl auch nicht so schwer sein. Wir baten das Personal uns zu sagen, wo wir am besten warten könnten. Doch angeblich würde sie durch einen VIP-Eingang auf den Flughafen gelangen. Und dann ließ uns das Flughafenpersonal einfach hinaus auf das Flughafengelände, damit wir zu diesem VIP-Bereich gehen konnten. Wir gingen vorher nicht durch die Sicherheitskontrolle. Wir wurden einfach auf das Gelände hinaus gelassen, zur wichtigsten Person in Myanmar. Wir hätten ein Attentat oder sonstiges ausüben können. Niemand hat uns kontrolliert. Natürlich habe ich mich riesig gefreut, über die "nette Geste" der Sicherheitsleute, da ich so die einmalige Möglichkeit hatte, Aung San Suu Kyi zu sehen. Doch ich glaube woanders ginge so etwas niemals :)

 
 
 
Auch wenn es manchmal sehr anstrengend war, fand ich die Zeit in Myanmar wunderschön. Vor der britischen Kolonialzeit war das Land immer ein sehr wohlhabendes Königreich, von dem heute noch die beeindruckenden, goldenen Tempel zeugen. Für die Zukunft hoffe ich, dass es Myanmar aus der Armut schafft hin zu einem demokratischen und freien Land!
 

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